Die Skelettfrau – über die notwendigen Zyklen und die damit verbundenen Herausforderungen inniger Paarbeziehungen – es kann nicht immer leicht und unbeschwert sein …
Wie erleben in unserer Praxis bzw. auf unseren Seminaren immer wieder den dringlichen Wunsch bei Paaren nach ungetrübtem Glück und Harmonie und das möglichst langandauernd und ohne sich um die Beziehung so richtig kümmern zu müssen. Die Vorstellung, dass Beziehungen „funktionieren“ sollen, ist nach wie vor weit verbreitet. Wir haben daher das Märchen „die Skelettfrau“ für Euch ausgesucht (aus dem Buch von Clarissa P. Estés „Wolfsfrau – die Kraft der weiblichen Urinstinkte“) weil es so gut veranschaulicht, dass unsere Liebesbeziehungen einem Zyklus des Werdens und Vergehens unterworfen sind – wie alles im Leben und in der Natur. Nur wer den unangenehmen Schattenseiten in der Beziehung begegnet und diese integriert, kann den Schatz dahinter bergen. In diesem Sinne wünschen wir Euch einen guten Abschied vom Winter und innige Frühlingsgefühle. Viel Inspiration und Einsichten beim Lesen der „Skelettfrau“ und Eurem Austausch darüber.
Die Skelettfrau
Die Kurzgeschichte wurde von Clarissa P. Estés für das Buch „Wolfsfrau – die Kraft der weiblichen Urinstinkte“ aufgeschrieben – das Buch ist im Heyneverlag erschienen. (Vgl. S. 139ff.)
„Jahre vergingen, bis sich niemand mehr daran erinnern konnte, gegen welches Gesetz das arme Mädchen verstoßen hatte. Die Leute wussten nur noch, dass ihr Vater sie zur Strafe von einem Felsvorsprung ins Eismeer hinabgestoßen hatte und dass sie ertrunken war. So lag sie für eine lange Zeit am Meeresboden. Die Fische nagten ihr Fleisch bis auf die Knochen ab und fraßen ihre kohlschwarzen Augen. Blicklos und fleischlos schwebte sie unter den Eisschollen, und ihr Gerippe wurde von der Strömung um- und um- und umgedreht. Die Fischer und Jäger der Gegend hielten sich fern von der Bucht, denn es hieß, dass der Geist der Skelettfrau dort umginge. Doch eines Tages kam ein junger Fischer aus einer fernen Gegend hergezogen, der nichts davon wusste. Er ruderte seinen Kajak in die Bucht, warf seine Angel aus und wartete. Er ahnte ja nicht, dass der Haken seiner Angel sich sogleich in den Rippen des Skeletts verfing! Schon fühlte er den Zug des Gewichts und dachte voll Freude bei sich: „Oh, welch ein Glück! Jetzt habe ich einen Riesenfisch an der Angel, von dem ich mich für lange Zeit ernähren kann. Nun muss ich nicht mehr jeden Tag auf die Jagd gehen.“
Das Skelett bäumte sich wie wild unter dem Wasser auf und versuchte freizukommen, aber je mehr es sich aufbäumte und wehrte, desto unentrinnbarer verstrickte es sich in der langen Angelleine des ahnungslosen Fischers.
Das Boot schwankte bedrohlich im aufgewühlten Meer, fast wäre der Fischer über Bord gegangen, aber er zog mit aller Kraft an seiner Angel, er zog und ließ nicht los und hievte das Skelett aus dem Meer empor. „Iii, aiiii“, schrie der Mann, und sein Herz rutschte ihm in die Hose hinunter, als er sah, was dort zappelnd an der Leine hing. „Aiiii“, und „igitt“, schrie er beim Anblick der klappernden, mit Muscheln und allerlei Getier bewachsenen Skelettgestalt. Er versetzte dem Scheusal einen Hieb mit seinem Paddel und ruderte, so schnell er es im wilden Gewässer vermochte, an das Meeresufer.
Aber das Skelett hing weiterhin an seiner Angelleine, und da der Fischer seine kostbare Angel nicht loslassen wollte, folgte ihm das Skelett, wohin er auch rannte. Über das Eis und den Schnee, über Erhebungen und durch Vertiefungen folgte ihm die Skelettfrau mit ihrem entsetzlich klappernden Totengebein.
„Weg mit dir“, schrie der Fischer und rannte in seiner Angst geradewegs über einige frische Fische, die jemand dort zum Trocknen in die Sonne gelegt hatte. Die Skelettfrau packte ein paar dieser Fische, während sie hinter dem Mann hergeschliffen wurde, und steckte sie sich in den Mund, denn sie hatte lange keine Menschenspeisen mehr zu sich genommen. Und dann war der Fischer bei seinem Iglu angekommen. In Windeseile kroch er in sein Schneehaus hinein und sank auf das Nachtlager, wo er sich keuchend und stöhnend von dem Schrecken erholte und den Göttern dankte, dass er dem Verderben noch einmal entronnen war.
Im Iglu herrschte vollkommene Finsternis, und so kann man sich vorstellen, was der Fischer empfand, als er seine Öllampe anzündete und nicht weit von sich, in einer Ecke der Hütte, einen völlig durcheinander geratenen Knochenhaufen liegen sah. Ein Knie der Skelettfrau steckte in den Rippen ihres Brustkorbs, das andere Bein war um ihre Schultern verdreht, und so lag sie da, in seine Angelleine verstrickt.
Was dann über ihn kam und ihn veranlasste, die Knochen zu entwirren und alles vorsichtig an die rechte Stelle zu rücken, wusste der Fischer selbst nicht. Vielleicht lag es an der Einsamkeit seiner langen Nächte, und vielleicht war es auch nur das warme Licht seiner Öllampe, in dem der Totenkopf nicht mehr ganz so grässlich aussah – aber der Fischer empfand plötzlich Mitleid mit dem Gerippe.
„Na, na, na“, murmelte er leise vor sich hin und verbrachte die halbe Nacht damit, alle Knochen der Skelettfrau behutsam zu entwirren, sie ordentlich zurechtzurücken und sie schließlich sogar in warme Felle zu kleiden, damit sie nicht fror. Danach schlief der Gute erschöpft ein, und während er dalag und träumte, rann eine helle Träne über seine Wange. Dies aber sah die Skelettfrau und kroch heimlich an seine Seite, brachte ihren Mund an die Wange des Mannes und trank die eine Träne, die für sie wie ein Strom war, dessen Wasser den Durst eines ganzen Lebens löschte. Sie trank und trank, bis ihr Durst gestillt war, und dann ergriff sie das Herz des Mannes, das ebenmäßig und ruhig in seiner Brust klopfte. Sie ergriff das Herz, trommelte mit ihren kalten Knochenhänden darauf und sang ein Lied dazu. „Oh, Fleisch, Fleisch, Fleisch“, sang die Skelettfrau. „Oh Haut, Haut, Haut.“ Und je länger sie sang, desto mehr Fleisch und Haut legte sich auf ihre Knochen. Sie sang für alles, was ihr Körper brauchte, für einen dichten Haarschopf und kohlschwarze Augen, eine gute Nase und feine Ohren, für breite Hüften, starke Hände, viele Fettpolster überall und warme, große Brüste.
Und als sie damit fertig war, sang sie die Kleider des Mannes von seinem Leib und kroch zu ihm unter die Decke. Sie gab ihm die mächtige Trommel seines Herzens zurück und schmiegte sich zu ihm. Haut zu lebendiger Haut. So erwachten die beiden, eng umschlungen, fest aneinandergeklammert.
Die Leute sagen, dass die beiden von diesem Tag an nie Mangel leiden mussten, weil sie von den Freunden der Frau im Wasser, den Geschöpfen des Meeres, ernährt und beschützt wurden. So sagt man bei uns, und viele unserer Leute glauben es heute noch.“
Die Phasen der Entwicklungsreise im Detail beschrieben:
Verliebtheitsphase: wir sind auf der Suche nach dem großen Fang, dem großen Schatz und absolut nicht bereit, hinzuschauen, was es wirklich bedeutet, eine lebendige Beziehung zu führen.
Skelettfrau taucht auf: in Form eines Themas, das unlösbar erscheint, herausfordernd ist und uns mit unseren Selbstzweifeln konfrontiert. „Das schaffe ich nicht, Ich bin nicht gut genug usw. Ich lasse mich scheiden, weil das so nicht weitergehen kann…“
Verstecken und Verfolgen: das sind unsere gemeinsamen Versuche, das Thema irgendwie doch noch loszuwerden, meist zeigt sich, dass einer der beiden sich weigert, sich tatsächlich mit dem Thema auseinander zu setzen und es anzugehen.
Skelett entwirren: seinen größten Ängsten begegnen und sich öffnen für den gemeinsamen Weg und das damit verbundene Thema.
Schlaf des Vertrauens: durch die gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema zu lernen, sich hinzugeben, in dem man alte Schutzmuster aufgibt und sich weich und verletzlich zeigt. Lernen, dem Leben und der Partnerin zu vertrauen.
Träne vergießen: alte Wunden aus der Vergangenheit anerkennen und alle damit verbundenen Gefühle zulassen. Die Qualitäten von Verletzlichkeit, Schmerz, offenem Herzen, Nähe und Mitgefühl füreinander entwickeln. Ein neues Verständnis von dir selbst und der Beziehung taucht auf und die Liebe ist spürbar.
Auf dem Herz trommeln und dazu singen: der Mann schenkt sein Herz und das Liebespaar nutzt die Kraft des Herzens für eine neue, lebendige und liebevolle Qualität miteinander. Die Skelettfrau ist integriert und die Dritte im Bunde. Das Liebespaar lebt den immerwährende Zyklus von Werden und Vergehen in seiner Beziehung.
Liebestanz: das Paar genießt seine Liebe mit allen Höhen und Tiefen, beide haben ein offenes Herz füreinander – dadurch werden sie nie Mangel leiden, sondern der Fülle begegnen.
Austausch:
Sucht Euch einen angenehmen Platz, nehmt eine bequeme Sitzhaltung ein und vereinbart den Zeitrahmen für Euren Austausch. Hört einander mit offenem Herzen zu und gebt der anderen Person Raum und Sicherheit, um über sich zu sprechen. Wählt jene Satzanfänge, die für Euch Sinn machen und Euch unterstützen, Eure Geschichte zu ergründen.
- Was mich bei / nach / von der Geschichte der „Skelettfrau“ berührt …
- Womit ich in Resonanz gehe …
- Was mich (noch) beschäftigt …
- Was neu für mich ist …
- Was ich erkannt habe …
- Was mich überrascht …
- Wenn ich mir diese Entwicklungsreise für Paare anschaue, was mir dabei in Bezug auf unsere Beziehung in den Sinn kommt…
- Was mir jetzt über mich / unsere Beziehung klar geworden ist …
- Was meiner Meinung nach unsere Skelettfrau ist …
Wir hoffen, dass wir Euch mit dieser Geschichte inspirieren konnten und wünschen Euch einen wunderschönen und innigen Frühlingsbeginn.
Alles Liebe
von
Wenn Ihr einen Entwicklungsprozess (vielleicht ähnlich dem Märchen) machen wollt,
hier ist unser Angebot:
„The Growth Project – bewusst, authentisch und liebevoll – happy together“
beginnend mit 12. Mai 2023. Unser Seminarprozess für Paare, die einen Quantensprung für ihre Liebesbeziehung machen wollen.
„Unverschämt glücklich“ im wunderschönen Bionaturresort Retter in Pöllauberg in der Oststeiermark von 12.-16. Juli 2023 für all jene unter Euch, die ein Liebesretreat für Herz und Körper erleben und Ihre sinnliche Liebesverbindung stärken möchten.
Und für die individuelle Entwicklung als Frau / als Mann haben wir folgende Seminare für Dich im Programm, weil wir der Meinung sind, dass die persönliche Entwicklung einen wichtigen Beitrag für eine glückliche Beziehung darstellt!
Für Frauen:
„Unverschämt weiblich“ – 30.6. – 2. Juli 2023
„Venus“ – 28.-30. Juli 2023
Für Männer:
„Die Rückkehr des Königs“ – 19. – 23. April 2023